Dienstag, 12. Juli 2011
Just a Feeling
Mit tränenerstickter Stimme flüsterte ich immer wieder deinen Namen. Unser Foto in der Hand haltend, knickte ich ein, um mich herum alles Schwarz. Fröhlich schaust du mir entgegen, zeigst mir, wie glücklich du in diesem Augenblick bist. Dass du sie an der Hand hälst hatte mich in diesem Augenblick nicht gestört. Du hast gezählt. Allein du. Deine schwarzen Haare. Deine gebräunte Haut. Deine braunen Rehaugen, die von so viel Liebe sprechen. Aber nicht für mich. Für sie. Alles an ihr scheint perfekt. Ihr aufgesetztes Lächeln. Ihre blondgefärbten Haare. Ihre überaus schlanke Figur. Ihr blauen Augen. Einfach all das, was ich nicht habe.
Langsam reiße ich euch in zwei. Trenne dich einfach von ihr und lasse uns beide alleine. Verachtend zerknülle ich den Teil mit ihr und werfe ihn ins Nichts. Jetzt scheint es so, als ob du wirklich mich meinst. Das du für mich in die Kamera lächelst.
Gib nicht auf, sagte die Stimme in meinem Kopf. Immer wieder. Lauter und lauter.
„Ich kann nicht mehr“, flüsterte ich und eine Träne ran meine Wange entlang. Monatelang hatte ich uns beiden eine Chance gegeben. Aber jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde hast du mir gezeigt, wie wenig ich dir bedeute. Wie viel sie dir bedeutet.
Er liebt dich!
„Nein!“, schreie ich und halte mir die Ohren zu. „Ich will das nicht mehr! Lass mich in Ruhe!“
Doch bevor ich noch irgendetwas sagen kann, breche ich vollkommen in Tränen aus, lasse mich auf den kalten Boden nieder und schaue in das schwarze Nichts, das mich umgibt. Das mich nicht mehr loslässt und mir jede Hoffnung nimmt.
Schmerz.
Fröhlichkeit.
Trauer.
Lust.
Angst.
Enttäuschung.
Jedes Gefühl kann man unterdrücken. Verstecken hinter einer Maske, die man Tag für Tag wieder aufsetzt.
Ich brauche dir nicht zeigen, wie sehr du mich verletzt. Ich brauche dir nicht zeigen, wie glücklich du mich in manchen Momenten machst. Ich brauche dir nicht zeigen, wie viele Tränen ich wegen dir vergossen habe. Ich brauche dir nicht zeigen, welche Lust du in mir weckst. Ich brauche dir nicht zeigen, welche Ängste ich um dich ausgestanden habe. Ich brauche dir nicht zeigen, was für eine Enttäuschung du mir immer wieder bereitest.
Aber ich zeige dir, wie sehr ich dich liebe. Ich kann es nicht unterdrücken. Nicht verstecken. Immer wenn ich dich sehe, kann ich meinen Blick nicht mehr von dir reißen. Immer wenn du mich berührst, bekomme ich eine Gänsehaut. Immer wenn du deine Worte an mich richtest, achte ich nur darauf, wie sich deine Lippen bewegen. Wieso kann ich es nicht verstecken? Mich verstellen? Dich glauben lassen, dass du mir egal bist?
Verzweifelt trenne ich auch uns, zerfetze beide Teile und werfe sie hoch, bevor sie langsam auf mich niederrieseln.
Es ist doch auch nur ein Gefühl.


© KleinICHkeiten